Hi Max, viele haben mitbekommen, dass es dich ins Ruhrgebiet nach Bochum verschlagen hat. Wie geht es dir dort und kommst du denn ohne deine Osnabrücker Fußballszene überhaupt klar?
Hi Thomas. Mir geht es sehr gut und ich fühle mich hier im Ruhrgebiet super wohl. Trotzdem fehlt einem durch die vielen Freund- und Bekanntschaften, die man in der Zeit geschlossen hat, gerade die Fachsimpelei vor Ort schon sehr. Daher schaue ich mir natürlich weiterhin so oft es geht Spiele in der Heimat an, sofern es die Zeit und der eigene Spielplan zulässt. Egal ob in Bersenbrück, wo Nico Eiter in der laufenden Saison seine 12. Gelbe wegen Meckern kassiert oder in Kloster Oesede, wo das heimische Publikum bereits den Torschrei auf den Lippen hat, wenn David Meyer aus über 20 Metern mit links zum Schuss ansetzt. Und als gebürtiger Südkreisler ist ein Besuch beim Hüggelcup zur Weihnachtszeit ausschließlich aufgrund des guten Fußballs natürlich auch Pflicht.
Gibt es aus deiner Sicht Gemeinsamkeiten oder vielleicht sogar erhebliche Unterschiede zwischen dem Amateurfußball in Bochum und OsnabrückAuf jeden Fall durfte ich in den vergangenen zwei Jahren wieder häufiger auf Asche spielen, als in den 12 Jahren zuvor. Für mich war es außerdem spannend zu sehen, dass hier in der Kreisliga die Schiedsrichterassistenten von den spielenden Vereinen gestellt werden müssen. Zwar ausschließlich zum Anzeigen, falls ein Ball im Aus ist, aber dennoch darf man im Osnabrücker Kreis aus meiner jetzigen Perspektive dankbar über den Status Quo sein.
Auf der anderen Seite gibt es durch den Ballungsraum im Ruhrgebiet aber auch eine andere Leistungsdichte an Fußballern als in Osnabrück, die aufgrund der vielen umliegenden Leistungszentren bessere Möglichkeiten zu einer guten fußballerischen Ausbildung haben. Das wirkt sich dann auch durchaus positiv nachgelagert auf Teile der Qualität im Amateurfußball aus.
Du selbst bist ja im Osnabrücker Fußball Kreis bestens bekannt. Stationen wie Georgsmarienhütte, Hollage und Bersenbrück sprechen für sehr viel Geschichten. Was ist dir da ganz besonders in Erinnerung geblieben (dann hau mal ein paar Anekdoten raus Kollege, lacht)?
Es gibt einige Erinnerungen, die einen noch regelmäßig schmunzeln lassen. Dass zu den anfänglichen Oberligazeiten in Bersenbrück gewohntermaßen unser weltbester Betreuer Philipp Kröger in den Trainingseinheiten im Tor stand, war mindestens genauso kurios wie meine notgedrungenen Einsätze als Schnapper. Höhepunkte waren da sicherlich der gehaltene Elfmeter in der 90. Minute im Oberligaspiel gegen die FT Braunschweig und der Masterssieg in Hellern. An dieser Stelle nochmal Dankeschön für die Selbstbeherrschung von Felix Zimmermann, da es uns beiden offensichtlich schwergefallen ist, nur lautlos zu lachen, als er mich netterweise warmgeschossen hat.
Skurril war es im negativen Sinne nach einer 3:0 Halbzeitführung inklusive mannschaftlichem Samba-Torjubel an der Eckfahne gegen Kickers Emden das Spiel letztlich mit 3:4 aus der Hand zu geben. Und dass Maik Dorenkamp zu Hollager Zeiten mit über 30 Jahren seinen Personalausweis an einer Tankstelle vorzeigen musste, lässt Frank Placke und mich damals wie heute immer noch fassungslos zurück.
Wie nimmst du die ständigen Debatten im Regelwerk zum Beispiel das Handspiel war. Bist du da nicht auch genervt von, wie viele andere auch und was könnte man vielleicht verbessern?
Da wir gerade im Zusammenhang mit der Handspielregelung oftmals über subjektive Sichtweisen von einzelnen Personen sprechen, ist das ganze Thema einfach absolut ermüdend. Dass inzwischen bereits über Winkelmaße diskutiert wird, zeigt glaube ich, dass es für den außenstehenden Betrachter zunehmend komplizierter wird, eine klare Linie zu entdecken. Und auch für die Schiedsrichter stelle ich es mir problematisch vor, Szenen einheitlich zu beurteilen, wenn man sich bereits in der Bundesliga mit den Pros und Kontras in einer gefühlt immer größer werdenden Grauzone mit 25 verschiedenen Kameraperspektiven befindet.
In klar belegbaren Entscheidungen wie beim Abseits bin ich kein Gegner des Videobeweises, da er dort den Fußball trotz verlorengehender Emotionen gerechter macht. Dennoch würde ich mir in Bezug auf Handspiele, aber auch bei Zweikampfbeurteilungen wieder mehr Vertrauen in die handelnden Personen auf dem Platz und weniger Kontrolle wünschen.
Wenn du an deine aktive Fußballer Zeit hier denkst (auch wenn du ja immer noch der runden Murmel etwas hinterherrennst), was hättest du besser machen können, oder wer hätte dir noch mehr in den Hintern treten sollen?
Ich hatte das große Glück bei allen Stationen unter verdammt guten Trainern und mindestens ebenso tollen Menschen spielen zu dürfen, die auf mich gesetzt und mich durch Ihre persönliche Art sowohl sportlich als auch menschlich geprägt und weiterentwickelt haben. Das ist schon eine Art Privileg und nicht selbstverständlich – gerade in jungen Jahren. Natürlich habe ich fußballerisch nicht das Maximum aus mir herausgeholt. Dennoch durfte ich regional gesehen mit den mehrfachen Masterssiegen, dem Durchmarsch aus der Bezirks- in die Oberliga und dem Bezirkspokalsieg Titel feiern, an die ich mich gerne zurückerinnere. Dass mir Henning Rießelmann zwei Jahre nach der schmerzhaften Bersenbrücker Finalniederlage im Niedersachsenpokal noch zum „Abschied“ die Möglichkeit gegeben hat, sechs Monate nach meinem Kreuzbandriss im Kader für den Lohner Pokalsieg zu stehen, macht mich daher in der Gesamtheit rundum dankbar. Ich blicke daher ehrlicherweise im Nachhinein stolz auf das Erreichte und ungerne auf verpasste Chancen oder Potenziale zurück, die es sicherlich immer gab und auch gibt.
Hast du eigentlich schon über eine Trainer Karriere nachgedacht, oder ist das dann eher doch nichts für dich?
Erste Erfahrungen durfte ich ja bereits in Lohne im Trainerduo mit Thorsten Plogmann sammeln. Meine spielende Co-Trainer Rolle hier in Bochum und die damit einhergehende zweite Reihe genieße ich momentan aber sehr. Man hat Einfluss auf Inhalte und Trainingsarbeit, kann seine Erfahrungen weitergeben, aber sich trotzdem noch auf seine Leistung bzw. Nichtleistung auf dem Platz konzentrieren. Das ist etwas, was mir aktuell Spaß bereitet. Wie es irgendwann nach einem hoffentlich noch in Ferne liegendem Karriereende aussieht, wird sich zeigen und möchte ich jetzt noch nicht beurteilen.