Vereine sind die Seelen einer jeden Sportanlage. Dank der Klubs erzählen viele Stadien, Sportplätze und Hallen ebenso viele Geschichten. Manche Anlagen sind jedoch Geschichte: das „Stadion Schengbier“ zählt zu den „Lost Grounds“ im Kreis Osnabrück und war 88 Jahre lang die Heimat Quakenbrücker Fußballer.
Als der BV Quakenbrück im Jahr 1925 vom Landwirt Arnold Schengbier das Gelände zur Verfügung gestellt und nur ein Jahr später auch geschenkt bekam ließ sich die lange Tradition der Anlage kaum erahnen. Diente der Platz zunächst hauptsächlich als Trainingsgelände des BVQ, neben dem VfR Quakenbrück einer von damals noch zwei Vereinen im Stadtgebiet. Das „Stadion Schengbier“ erlebte viele Höhen und Tiefen. Lange Zeit gehörte der BV Quakenbrück, gegründet 1910, zu den ranghöchsten Teams im Landkreis Osnabrück – der BVQ spielte unter anderem in der Amateuroberliga Niedersachsen, der damals höchsten Amateurliga, und war Gründungsmitglied der „Amateurliga 2“ im Jahr 1949. Viele spannende Spiele wurden im „Schengbier“ ausgetragen, viele hart umkämpfte Punkte gefeiert und auch durch die dunklen Zeiten mit den Abstiegen bis hinunter in die Kreisliga begleitete das Stadion „seinen“ BVQ. 1981 baute Willi Küpker die Tribüne im Stadion Schengbier, fortan fanden gut 1.000 Zuschauer Platz in der Spielstätte im Norden der Stadt. Bis 2013 war das Stadion die sportliche Heimat des BVQ und, ab 1999, dem Nachfolgeverein Quakenbrücker SC. Der QSC entstand aus der Fusion des BV Quakenbrück mit dem VfR Quakenbrück. Der reine Fußballplatz bot neben der Tribüne weitere Sitzmöglichkeiten rund um den engen Platz. Zudem sorgte ein großzügiges Vereinsheim mit angeschlossenem Funktionstrakt für viele gesellige Stunden unter Spielern, Fans und Funktionären.
Der QSC suchte nach einer gemeinsamen Spielstätte, die zudem auch ausreichende Trainingsflächen bieten sollte. Die Wahl fiel auf ein Gelände nahe der Artland-Arena: die Sportanlage „Am Deich“ wurde 2008 mit Kabinen und einem Trainingsgelände gebaut. 2013 folgte das „Aus“ für das „Stadion Schengbier“: die Fläche wurde an die Sparkasse verkauft und in attraktives Bauland umgewandelt, der Quakenbrücker SC zog auf die Sportanlage „Am Deich“ um. Ein Teil der Geschichte lebt jedoch weiter: aus der Sportanlage „Am Deich“ ist das „Artland-Stadion“ geworden. Die Tribüne des neuen Stadions kann jedoch noch aus längst vergangenen Tagen berichten – sie ist ein Relikt aus dem „Schengbier“ und wurde mit in die neue Heimat genommen. Nach kleineren Ausbesserungsarbeiten sorgt die „alte Tribüne“ auch im neuen Stadion für Komfort und trockene Zuschauerplätze. Dort, wo einst das „Stadion Schengbier“ stand, deutet nur noch wenig auf die ehemalige Spielstätte hin. Lediglich die Straßennamen „Am Schengbier“ und „Am Sportplatz“ zeugen noch von den glorreichen Zeiten. Und wenn man in der Kurve der „Nordstraße“ steht, so steht man höchstwahrscheinlich auf dem ehemaligen Anstoßpunkt.
Robert Gertzen
Zugriffe: 1036